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Kindern in Not schnell helfen: Berliner Fachtagung zur Qualitätsverbesserung der Jugendhilfe
Ein Zitat aus dem 2013 geschlossenen Koalitionsvertrag der Großen Koalition in der Bundesregierung diente als Richtschnur einer von der Stiftung Ravensburger Verlag geförderten Fachtagung in Berlin. Dabei ging es um verbesserte Hilfen für in Not geratene Kinder, Jugendliche und Familien. Im Mittelpunkt der Tagung stand die Frage: Wie kann Kinderschutz so effektiv organisiert werden, dass Familien im Notfall wohnortnah und innerhalb ihrer sozialen Lebensräume rasch geholfen werden kann? Vor rund 100 Teilnehmern aus Jugendhilfe, Kinderschutz, Trägern, Kommunen, Landkreisen und Politik präsentierten Experten aus Wissenschaft und Praxis ihre Erfahrungen aus der Schweiz und Deutschland, Bewertungen und Verbesserungsvorschläge.
Kinderschutz besser organisieren
Viele Fälle von Misshandlung, sexuellem Missbrauch und Kindesvernachlässigung und Skandale in der Kinder- und Jugendhilfe haben in Deutschland das Thema Kinderschutz stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Obwohl das seit 2012 neue Bundeskinderschutzgesetz Ärzten, Mitarbeitern medizinischer Einrichtungen und der Jugendhilfe bessere Hilfsmöglichkeiten einräumt, ein Kind in Notlage zu unterstützen, ist die Dunkelziffer vermuteter Kindesvernachlässigung und –missbrauch hoch.
Starke Jugendämter – ein Thema im Koalitionsvertrag
„Wir brauchen starke Jugendämter und eine funktionierende Partnerschaft mit der freien Jugendhilfe. Wir werden daher die Steuerungsinstrumente der Jugendämter deutlich verbessern und gleichzeitig die Rechte der Kinder und ihrer Familien sicherstellen.“ Im Koalitionsvertrag wird ein „Qualitätsdialog“ zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe angekündigt (S. 70). Diese Absichtserklärung zitierte Prof. Dr. Jörg Fegert in seinem Vortrag. Der Ärztliche Direktor der Ulmer Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie veranstaltete die Tagung gemeinsam mit Prof. Christoph Häfeli, ehemals Rektor der Hochschule Luzern, und dem Dreiländerinstitut Jugend, Familie, Gesellschaft, Recht GmbH aus dem Kanton Schwyz.
Kinder in Not nicht zusätzlich stressen
Wie kann der Staat familiäre Hilfe anbieten, die über eine “Inobhutnahme“ des Kindes hinausgeht, wenn Eltern psychisch krank oder suchtabhängig sind? Kritisch berichtet wurde auf der Tagung zum Beispiel, dass Kleinkinder bis zu einem Jahr in einer Kriseneinrichtung bleiben mussten. Auch häufige Personalwechsel und unbeachtet bleibende Stress-Situationen für Kinder, die von ihrer Familie getrennt werden, wurden benannt. Zunächst müsse daher überprüft werden, wie erfolgreich oder problematisch eine kommunale Kinder- und Jugendhilfe arbeitet – „klare Qualitätsmerkmale“ lautete daher eine einhellige Forderung der Experten.
Jugendhilfe von externen Experten überprüfen lassen
Die Stadt Zürich hatte ein Konsortium unter der Leitung von Dr. Andreas Jud (Hochschule Luzern, Soziale Arbeit) und Professor Dr. Jörg Fegert mit einer Evaluation der Arbeit der Sozialen Dienste beauftragt. Da sich bislang keine deutsche Kommune bereit erklärt hat, ihre Erfolge und Probleme auf diese Weise anhand von Qualitätsindikatoren von externen Fachleuten überprüfen zu lassen, hatte Fegert der Stiftung Ravensburger Verlag vorgeschlagen, die Ergebnisse der Schweizer Untersuchung in Deutschland zu präsentieren. Auf diese Weise entstand die Idee zu der Berliner Fachtagung. Fegert ist auch stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen im Bundesfamilienministerium und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.
Aus Praxis und Forschung
Folgende Referenten sprachen auf der Tagung: Prof. Dr. Christoph Häfeli (Hochschule Luzern), Prof. Dr. iur. Dr. h.c. Reinhard Wiesner (Freie Universität Berlin), Dr. Dirk Bange (Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration), PD Dr. Peter Büttner (Schlüchtern), Prof. Dr. Franz Petermann (Universität Bremen), Prof. Dr. Ludwig Salgo (Goethe-Universität Frankfurt), Dipl. Natw. ETH Mirjam Schlup (Stadt Zürich), Dr. Andreas Jud (Hochschule Luzern / Universität Ulm), Thomas Bachofen (Stadt Zürich), Birgit Zeller (Landesjugendamt Rheinland-Pfalz), Uta von Pirani (Stadt Berlin).